Herbstzeit ist Reisezeit. Roswitha Halbach und Designerin Momo Kösling waren in China unterwegs, um Neuheiten für die nächste Wintersaison zu entdecken und um Lieferanten und Produktionsstätten zu besuchen. Momo hat fleißig das Handy gezückt und eine wahre Bilderflut mitgebracht. Habt ihr Lust auf eine Ladung bunte Impressionen? Dann nehmt euch am besten einen Kaffee oder Tee und ein bisschen Zeit zum Gucken und Lesen.

China-Reise im Herbst 2015

 

Neben der Suche nach neuen, innovativen Produkten stand bei dieser Reise der Besuch von Lieferanten im Vordergrund. Wie und mit welchen Materialien wird dort gearbeitet? Welche Produktionsmöglichkeiten haben die jeweiligen Betriebe? Erfüllen die Erzeugnisse die Qualitätsansprüche der beiden Textilexpertinnen? Dies abzuklopfen ist extrem wichtig für eine längerfristige Zusammenarbeit über die große Distanz zwischen Remscheid und China. Da muss man sich auf den Handelspartner unbedingt verlassen können.

Also wurden verschiedene Betriebe unter die Lupe genommen. Vieles ist den beiden natürlich aus der Halbach-Produktionsstätte bekannt. Bei den mitunter riesigen Hallen und Wahnsinnsmengen an Maschinen, Stoffen und Garnen gerieten selbst die beiden Expertinnen manchmal ins Staunen …

Vor allem die meterlangen Stickmaschinen haben einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen: Schaut selbst!

 

In den Nähereien sind die straßenschuhfreien Bereiche ganz klar vom Rest getrennt. Vor dem Eingangsbereich steht dann eine ganze Schuhparade. In dieser Fabrik mit einem Männerschuhpaar dazwischen – ein einziger Mann nähte fleißig zwischen einer ganzen Traube Frauen. Alle schwangen die Stoffe übrigens in einem schwindelerregenden Tempo. Da sausten die Stücke nur so unter der Maschine hin und her.

Anfassen und gucken sind ein Muss! Die Agentin wird sich gewundert haben, was die Deutschen mit diesen Stoffstreifen wollen. Das waren eigentlich Reste und Abfallprodukte. Die Struktur der Ränder war aber so interessant, dass Roswitha Halbach sie genauer unter die Lupe nehmen musste.

Oft sind es die zufälligen Entdeckungen, die den Geistesblitz auslösen. Und schwups ist eine neue Idee geboren. Überhaupt waren viele Dinge zu sehen, die gar nicht zum Produktportfolio gehören, sondern den Fabrikalltag bestimmen. Zum Tragen von Stoffballen oder anderen Gebinden werden zum Beispiel Schnüre aus Garnresten gefertigt. Und wenn gerade silberfarbenes Garn auf der Maschine ist, dann eben im Edel-Look.
Die Kordel sieht dann in Momo’s Augen so gar nicht nach Abfall aus. Könnte man vielleicht was daraus machen? Oder aus den schönen Gold- und Kupferflitterfäden, die ums Rohr gebunden waren? Ästhetik lässt sich überall entdecken. Wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht – oder eben durch eine chinesische Produktionsstätte …

Wichtig ist, dass die Qualität stimmt und die Lieferanten den Halbach-Ansprüchen gerecht werden. Also ist ein Abstecher in die Qualitätskontrolle Pflicht. Dort wird jedes verabeitete Stoffstück einmal in die Hände genommen und begutachtet.

Momo war positiv überrascht, dass der Mitarbeiter in der Färberei die Farben im Tageslicht geprüft hat. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Ohne Tageslicht sind manchmal recht abenteuerliche Farbabweichungen vom Muster das Resultat …
Mit Kennerblick wurde auch die weitere Stoffverarbeitung unter die Lupe genommen. Nach der Herstellung muss der Stoff schließlich noch für den Handel konfektioniert werden. Prüfergebnis der Profis: Schneiden und Rollen top!


Das war schön zu beobachten: Die Frauen in der Handrollerei hatten sichtlich viel Spaß bei der Arbeit und vor der Kamera.

Aber klar: Da wo gearbeitet wird, herrscht auch kreatives Chaos. In der Produktentwicklung wurde kräftig gewerkelt, geklebt, gesägt und gepinselt. Die Lieferanten haben viele eigene Designs im Sortiment, setzen aber auch Fremdentwürfe um. So wie die von Halbach: Wir liefern das Design, gefertigt wird dann in China.

Spannend war der Blick ins Musterkartenzimmer: Das sieht im Hause Halbach in Remscheid dann doch ein bisschen übersichtlicher und ordentlicher aus …

Wer viel arbeitet muss natürlich auch mal etwas essen. Momo erzählte, dass das immer so eine Sache ist … Chinesisches Essen, wie wir es kennen, hat nichts mit dem zu tun, was Chinesen typischerweise essen. Das ist zum Teil sehr gewöhnungsbedürftig für den europäischen Magen. Da hilft nur: Genügend Müsliriegel und abgepacktes Vollkornbrot für den Notfall dabei zu haben.
Klar, essen die beiden Chinareisenden auch landestypisch, alles geht aber einfach nicht … Da sind ein leckerer Tee, Litschis und der Stand mit frischem Gebäck echte Lichtblicke. Eine völlig neue Erfahrung war der Genuss von Wasserkastanien. Die wachsen nicht auf Bäumen, sondern aquatisch und haben ihren Namen, weil ihre Form Kastanien ähnelt. Auch geschmacklich haben sie Momo an Maronen erinnert.
Und ein Geschenk gab’ s: eine Kiste voll mit Mooncakes. Die werden in China traditionell zum Mondfest an Freunde und Verwandte verschenkt. Die schöne Kiste passte leider nicht in den Koffer, nur die kleinen Kuchen. Wir in Remscheid dürften alle ein Stückchen von der süßen Botschaft kosten. :)

Auf zur nächsten Station: der Juteverarbeitung. Das war hochinteressant. Vor allem die XXL-Schärerei mit unzähligen Fäden, der „Fadenschar“. Die Schärerei ist eine Station auf dem Weg zum Weberzeugnis: Hier werden die Kettfäden von vielen Spulen zum sogenannten „Kettbaum“ zusammengeführt. Die Kettfäden liegen dort parallel nebeneinander, so dass anschließend die Schussfäden eingewebt werden können.

Da die Reise viele Stationen hat, gibt’s auch viele Stadtbilder zu sehen. Gefühlt ist alles eine einzige, große Baustelle. Viel Geld wandert in den Bau von Hochhäusern, die wachsen förmlich aus dem Boden. Immer gleich zu mehreren, so dass wahre Großstadtdschungel entstehen. Leider geht dabei alte Bausubstanz verloren. Baufällige Häuser werden nicht in Stand gesetzt, sondern einfach dem Verfall überlassen.

So kontrastreich wie die Stadtbilder sind auch die Shopping-Möglichkeiten: von edel-schick mit toll gestalteter Schaufensterfront, der trendy Schaufensterdeko mit Kork bis zu Billigläden mit knalligem, blinkenden Plastikallerlei. Ein bunter Mix von allem – und das Tür an Tür!

Füchse sind nicht nur bei uns gerade angesagt und überall zu sehen. Auch in chinesischen Schaufenstern sind sie zur Zeit zu Hause.

Apropos Trend: Man(n) trägt Antenne! Der neueste Schrei sind Haarclipse mit buntem Plastikblumengedöns. Ob wir nicht alles dafür geben sollten, dass sich dieser Style auch bei uns durchsetzt?! ;)

Ein anderer Trend geht tatsächlich gerade um die ganze Welt. Selbermachen ist angesagt, nicht nur bei uns. Dieser nette DIY-Stand mitten in der Stadt lud die Kleinen zum Kreativsein ein.

Was die Freizeitgestaltung angeht, sind manche Chinesen schon ein bisschen speziell … Eine Fahrt im spacigen Blinkmobil gefällig? Oder eine kleine Showeinlage vom Elastic-Dance-Duo?

 

Ein unglaublich vielfältiges und unfassbar kontrastreiches Land in Wort und Bild darzustellen, ist fast unmöglich. Wir hoffen, ihr habt ansatzweise ein Gefühl dafür bekommen können, wie intensiv und spannend die Reisen nach China immer wieder aufs Neue sind.